DIN-Normen - Teil 165

 

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DIN-Normen - Teil 165

 

 

Begriffe

Formabweichungen sind Abweichungen eines Formelementes von seiner geometrisch idealen Form
(s. Bild 675.1).

Lageabweichungen sind Abweichungen eines Formelementes von der geometrisch idealen Lage zu
einem oder mehreren anderen Formelementen (Bezugselementen) (s. Bild 675.1).

Die Toleranzzone ist die Zone, innerhalb der alle Punkte eines geometrischen Elementes liegen mu¨s-
sen. Je nach zu tolerierender Eigenschaft und je nach Art ihrer Bemaßung ist die Toleranzzone:

– die Fla¨che innerhalb eines Kreises,

– die Fla¨che zwischen zwei konzentrischen Kreisen,

– die Fla¨che zwischen zwei abstandsgleichen Li-

nien oder zwei parallelen geraden Linien,

– der Raum innerhalb eines Zylinders,

– der Raum zwischen zwei koaxialen Zylindern,

– der Raum zwischen zwei abstandsgleichen Fla¨-

chen oder zwei parallelen Ebenen,

– der Raum innerhalb eines Quaders.

Eine Formtoleranz ist der Ho¨chstwert fu¨r die Weite
des zugelassenen Bereiches fu¨r eine Formabwei-
chung. Die Formtoleranz bestimmt also die Tole-
ranzzone, innerhalb der das geometrische Element
liegen muss und beliebige Form haben darf.

Eine Lagetoleranz ist der Ho¨chstwert fu¨r die Weite des zugelassenen Bereiches fu¨r eine Lageabwei-
chung. Die Lagetoleranz eines geometrischen Elementes bestimmt also die Toleranzzone, innerhalb
der das tolerierte Element liegen muss und beliebige Form haben darf, wenn keine einschra¨nkende
Formtoleranz angegeben ist.

Lagetoleranzen werden unterschieden in Richtungs-, Orts- und Lauftoleranzen (s. Tab. 678.1).

Nach DIN ISO 5459 ist der Bezug ein theoretisch genaues, geometrisches Element (z. B. Achse, Ebene,
Gerade), auf das tolerierte Elemente bezogen werden. Bezu¨ge ko¨nnen auf einem oder mehreren Be-
zugselementen eines Teiles basieren. Der Bezug soll grundsa¨tzlich unter funktionellen Gesichtspunk-
ten gewa¨hlt werden. Oft genu¨gt nur ein geometrisches Element als Bezug. Ist jedoch ein aus mehre-
ren Bezugselementen gebildeter Bezug erforderlich, dann sollte man sich nach Mo¨glichkeit auf nur
zwei Bezugselemente beschra¨nken.

Ein Bezugselement ist ein an einem Teil real vorhandenes Element (z. B. Kante, Fla¨che oder Bohrung),
das zur Bestimmung der Lage eines Bezuges verwendet wird. Da auch Bezugselemente fertigungsbe-
dingte Abweichungen haben, kann es bei Bedarf erforderlich sein, fu¨r Bezugselemente Formtoleran-
zen festzulegen.

Ein Hilfsbezugselement ist eine vorhandene Fla¨che von angemessen genauer Form (z. B. Messplatte,
Auflager, Pru¨fdorn usw.), die das Bezugselement punkt-, linien-, fla¨chenfo¨rmig beru¨hrt und zum Bil-
den eines oder mehrerer Bezu¨ge dient. Hilfsbezugselemente werden als Verko¨rperungen des Bezuges
wa¨hrend der Fertigung und Pru¨fung verwendet.

Die Bilder 675.2 und 675.3 veranschaulichen die Bedeutung von Bezug, Bezugselement und Hilfsbe-
zugselement nach DIN ISO 5459.

Bezugsstellen werden dann beno¨tigt, wenn die Bezugsfla¨chen, -linien oder -punkte eines Werkstu¨ckes
aufgrund der Werkstu¨ckgeometrie in der Fertigung und bei der Pru¨fung keine eindeutige, stabile Lage

15

Bild 675.1 Form- und Lageabweichung

Bild 675.2

Darstellung von Bezug, Bezugselement und
Hilfsbezugselement, wenn der Bezug eine
Gerade oder Ebene ist

Bild 675.3

Darstellung von Bezug, Bezugselement und
Hilfsbezugselement, wenn der Bezug eine
Achse ist

15.3

Form- und Lagetolerierung

675

Bedeutung

Bezugsstellen A 1, A 2 und A 3 bilden Bezug

Bezugsstellen B 1 und B 2 bilden Bezug

Bezugsstelle C 1 bildet Bezug

haben, z. B. Gusswerkstu¨cke. Die Bezugsstellen werden mit Hilfe der in DIN ISO 5459 genormten Sym-
bole in der Zeichnung festgelegt. Auch die Rangfolge der Bezugsebenen im Toleranzrahmen ist einzutra-
gen (s. Bild 676.2).

Mo¨gliche Ausrichtung der Linie oder Fla¨che:

A

1

–B

1

A

2

–B

2

A

3

–B

3

Entsprechende Absta¨nde:

h

1

h

2

h

3

Im dargestellten Fall:

h

1

<

h

2

<

h

3

Die Minimumbedingung bestimmt die Richtung bzw. die Lage der Toleranzzone. Sie fordert bei Ge-
radheit bzw. Ebenheit, dass die das Formelement einschließenden parallelen Geraden bzw. Ebenen so
gerichtet sind, dass ihr Abstand zu einem Minimum wird (s. Bild 676.2).

Deshalb ist die korrekte Ausrichtung der idealen Linie oder Fla¨che A

1

–B

1

. Der Abstand h

1

muss gleich

oder kleiner als die festgelegte Toleranz sein.

Bei Rundheit bzw. Zylindrizita¨t fordert die Minimumbedingung, dass die das Formelement einschlie-
ßenden konzentrischen Kreise bzw. Zylinder so angeordnet sind, dass ihr Abstand zu einem Minimum
wird (s. Bild 676.3).

Fu¨r die Definitionen der Rundheit oder Zylinderform muss die Lage der beiden konzentrischen Kreise
oder koaxialen Zylinder so gewa¨hlt werden, dass ihr radialer Abstand ein Minimum ist.

Mo¨gliche Lage der Mitten der beiden konzentrischen Kreise oder Achsen der beiden koaxialen Zylin-
der und ihre radialen Mindestabsta¨nde:

Die Mitte C

1

und A

1

legt zwei konzentrische Kreise oder zwei koaxiale Zylinder o¨rtlich fest.

Die Mitte C

2

und A

2

legt zwei konzentrische Kreise oder zwei koaxiale Zylinder mit kleinsten radialen

Absta¨nden fest.

Beim Messen von Lageabweichungen gilt die Minimumbedingung fu¨r das Ausrichten des Bezugsele-
mentes. Wenn das Bezugselement zum Hilfsbezugselement (z. B. Messplatte, Pru¨fdorn) keine stabile
Lage einnimmt, dann ist es so auszurichten, dass seine mo¨gliche maximale Lagea¨nderung zu einem
Minimum wird, d. h. dass seine mo¨glichen Lagea¨nderungen in den extremen Lagen gleich groß sind.

Bild 676.1

Eintragung der Bezugsstellen-Symbole

Bild 676.2

Minimum-Bedingung fu¨r Geradheit oder
Ebenheit

Bild 676.3

Minimum-Bedingung fu¨r Rundheit oder
Zylinderform

15

Toleranzen und Passungen

676

Eintragung von Form- und Lagetoleranzen in
Zeichnungen. Zum Eintragen der Form- und Lage-
toleranzen in Zeichnungen werden verwendet:

Toleranzrahmen mit Bezugspfeil
auf das tolerierte Element wei-
send. Der Bezugspfeil darf unter
Umsta¨nden auch rechts an den
Toleranzrahmen gesetzt werden

Toleranzrahmen wie oben mit
zusa¨tzlichem Feld fu¨r Hinweise
auf das Bezugselement

– Symbol fu¨r die tolerierte Ei-

genschaft

– Toleranzwert in der fu¨r die

Zeichnung geltenden Maßein-
heit

– Bezugsbuchstabe als Hinweis

auf das Bezugselement

Bezugsdreieck mit Rahmen fu¨r
den

Bezugsbuchstaben

zur

Kennzeichnung des Bezugsele-
mentes

Rechteckiger Rahmen zur Kenn-
zeichnung

von

theoretischen

Maßen fu¨r die Angabe der geo-
metrisch

idealen

(theoretisch

genauen) Lage der Toleranzzone

Wenn nichts anderes angegeben ist, bezieht sich die Toleranz auf die Gesamtabmessung des betref-
fenden Formelementes. Gilt die Toleranz nur fu¨r Teilla¨ngen in jeder beliebigen Lage und jeder beliebi-
gen Richtung, dann wird die Toleranz wie folgt angegeben:

– 0,01/100

Wird eine kleinere und auf eine eingeschra¨nkte La¨nge bezogene Toleranz derselben Art zu einer Tole-
ranz fu¨r das gesamte Element hinzugefu¨gt, so wird dies wie folgt auf der Zeichnung eingetragen:

//

0,1

0

; 05/100

A

Sind Positions- oder Profil- oder Neigungstoleranzen fu¨r ein Element vorgeschrieben, so du¨rfen die
Maße, die die theoretisch genaue Lage bzw. das theoretisch genaue Profil oder den theoretisch ge-
nauen Winkel bestimmen, nicht toleriert werden.

Diese Maße werden als theoretisch genaue Maße in einem rechteckigen Rahmen gesetzt, z. B. 30 .
Die entsprechenden Istmaße des Teiles unterliegen nur der im Toleranzrahmen angegebenen Positi-
ons-, Profil- oder Neigungstoleranz (s. hierzu die Beispiele in Tab. 680.1).

Toleranzsymbole, tolerierte Eigenschaften und Beispiele

Tab. 678.1 ist eine Kurzfassung der in DIN ISO 1101 festgelegten detaillierten Definition der Form- und
Lagetoleranzen und ihrer Symbolik. Diese Tabelle entha¨lt nur fu¨r jede tolerierte Eigenschaft jeweils
ein Beispiel (Ausnahme Parallelita¨t), aus denen sich jedoch alle anderen Kombinationsmo¨glichkeiten
ableiten lassen.

15

Tabelle 677.1

Eintragung der Bezugspfeile und -dreiecke

Toleriertes
Element

Bezugspfeil

Bezugsdreieck

Fla¨che
oder
Linie

Achse
oder
Mittelebene

Bei
gemeinsamer
Mittellinie
aller Achsen
oder
Mittelebenen

15.3

Form- und Lagetolerierung

677

Tabelle 678.1

Form- und Lagetoleranzen

Symbol
und tolerierte

Toleranzzone

Anwendungs-Beispiele

Eigenschaft

Zeichnungsangabe

Erkla¨rung

Form

Gerad-
heit

Jede erfasste (Ist-)Mantellinie der
Zylinderoberfla¨che muss zwischen
zwei parallelen Ebenen vom
Abstand t

¼ 0,03 mm liegen.

Eben-
heit

Die erfasste (Ist-)Fla¨che muss zwi-
schen zwei in parallelen Ebenen
vom Abstand t

¼ 0,05 mm liegen.

Rund-
heit

Die erfasste (Ist-)Umfangslinie
jedes Querschnittes der Kegelman-
telfla¨che muss zwischen zwei in
derselben Ebene liegenden kon-
zentrischen Kreisen vom radialen
Abstand t

¼ 0,02 mm liegen.

Zylinder-
form

Die erfasste (Ist-)Zylindermantelfla¨-
che muss zwischen zwei koaxialen
Zylindern vom radialen Abstand
t

¼ 0,05 mm liegen.

Linien-
form

In jedem zur Projektionsebene pa-
rallelen Schnitt, der die Eintragung
zeigt, muss die erfasste (Ist-)Profil-
linie zwischen zwei Linien gleichen
Abstands liegen, die Kreise vom
Durchmesser t

¼ 0,08 mm einhu¨l-

len, deren Mittelpunkte auf einer
Linie von geometrisch idealer
Form liegen.

Fla¨chen-
form

Die erfasste (Ist-)Fla¨che muss zwi-
schen zwei Fla¨chen gleichen Ab-
standes liegen, die Kugeln vom
Durchmesser t

¼ 0,03 mm einhu¨l-

len, deren Mittelpunkte auf einer
Fla¨che von geometrisch idealer
Form liegen.

Lage

Richtung

Parallelita¨t

Die erfasste mittlere (Ist-)Linie
muss innerhalb eines Zylinders
vom Durchmesser t

¼ 0,1 mm lie-

gen, der parallel zur Bezugsgerade
A ist.

Die erfasste (Ist-)Fla¨che muss zwi-
schen zwei zur Bezugsfla¨che paral-
lelen Ebenen vom Abstand
t

¼ 0,01 mm liegen.

Recht-
winkligkeit

Die erfasste (Ist-)Fla¨che muss
zwischen zwei parallelen und zur
Bezugsgeraden A rechtwinkligen
Ebenen vom Abstand t

¼ 0,05 mm

liegen.

Neigung
(Winklig-
keit)

Die erfasste mittlere (Ist-)Linie
muss zwischen zwei parallelen
Ebenen vom Abstand t

¼ 0,1 mm

liegen, die im theoretisch genauen
Winkel von 60



zur Bezugsebene A

geneigt sind.

15

Toleranzen und Passungen

678

 

 

 

 

 

 

 

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